Ressourcen

 

Das Wissen um die Möglichkeit ein auf einem Sonnenstrahl tanzendes Staubkorn zu sein ist mir eine große Ressource. Manchmal gibt es Momente in denen mich eine Ahnung anweht, wie es sich anfühlt. Wie es ist, wenn der plappernde Verstand nur noch ein Wasserfall im Hintergrund ist, ein Rauschen, das mitunter sogar erfrischend und erheiternd sein kann, aber dem ich nicht allzu viel Bedeutung gebe. Wie ich mich einfach dem Rhythmus meiner Seele hingeben kann, die viel besser als mein Verstand weiß, was meine nächsten Schritte sind.

 

Für mich bedeutet Ressourcieren Kraft tanken, mich anschließen an die Kraft meiner Seele, aufladen, durchströmt und erfrischt werden. Einfach ist es zu erleben an sonnigen Tagen, wenn alles grün ist, keine Termine vor mir liegen, ich an einem meiner vielen Lieblingsorte bin oder in einem netten Café sitze und das bunte Treiben um mich herum beobachte. Meine Gedanken dürfen dann frei flottieren, müssen nicht fokussiert sein, nichts ist anstrengend.

Wo lädst Du Dich wieder auf?

 

 

Schwieriger ist es im Alltag, da wo die Listen sind, die Termine, die Mitmenschen, die etwas von mir wollen, die Probleme, Aufgaben, Erwartungen, Meinungen, Urteile und Routinen. Hier kann ich Kraft schöpfen aus meinem Willen. Mit meinem Willen kann ich viel bewegen, aber mit ihm gehe ich auch leicht über meine körperliche Kraft und dann wird aus meinem Willen eine fragwürdige Ressource. Eher ein Antreiber, der mich gnadenlos weitertreibt, obwohl ich erschöpft bin. Ich mag ihn trotzdem, denn manchmal ist er mir hilfreich.

 

 

Sobald ich zu sehr unter Druck gerate, funktionieren zu müssen, werden meine „negativen Ressourcen aktiviert. Druck – Funktionieren – Müssen – allein die Wörter haben den Geschmack von Stress. Und da ich mich in eine Leistungsgesellschaft inkarniert habe, bin ich ständig von Stress umgeben. Es weht über allem immer der Nimbus, dass es ein richtig gibt, ein wahr, ein perfekt, die Möglichkeit „es geschafft zu haben“, Status, Schönheit, Macht, Einfluss, Dominanz, ganz oben sein, alles im Griff haben…wenn ich diesem Druck nachgebe, dann brauche ich Kaffee, Kuchen, Schokolade, Liebesfilme zu „Abschalten“ und ich verliere die Freude an Dingen wie Malen, Musik machen, spazieren gehen, gärtnern, einfach nur rumsitzen und vor sich hin schauen.

Was sind Deine negativen Ressourcen? Woran merkst Du, dass der Druck zu groß ist?

 

 

Meine größte Ressource im Alltag ist mein Zuhause und ich merke, wie es mich stresst, wenn es bedroht wird. Zuhause ist für mich ein tatsächlicher physischer Ort an dem mein Körper sich entspannen kann.

 

Entspannungsmomente sind für mich ebenfalls eine große Ressource. Ich habe in meiner Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin gelernt, dass alle lebendigen Bewegungen 3-teilig sind. Es gibt die Anspannung – die Abspannung – die Lösung, die Einatmung – die Ausatmung  - die Pause. Und im Lösungsmoment, in der Pause, werden alle Zellen ernährt. Also ist für mich alles, was mich in die Entspannung einlädt eine Ressource. Dieses Wissen habe ich verinnerlicht.

Was sind Deine positiven Ressourcen?

 

 

Meiner Erfahrung nach tut Entspannung auch weh. Wenn ich jahrelang etwas festgehalten habe und dann loslasse, dann tun die Muskeln physisch weh. Und wenn ich eine Vorstellung, eine Überzeugung loslasse oder eine Projektion zurücknehme bereitet es mir physische Schmerzen und hinterlässt gleichzeitig eine Leere, einen ungefüllten Raum, den offen zu halten mir manchmal nicht leichtfällt.

 

Aber es ist wohl gerade diese Leere, dieses Nichts die größte Ressource. Das ist nur eine Ahnung und ich habe darüber gelesen, bei den Sufi Meistern und auch bei dem Neurochirurgen Dr. Eben Alexander in seinem Buch „Blick in die Ewigkeit“. Er beschreibt dort seine Nahtoderfahrung in der er zur Quelle reist und dort dieses dynamische Nichts erfährt. Auch Anke Evertz beschreibt dieses dynamische Nichts in ihrem Buch „Neun Tage Unendlichkeit“. Und etwas in mir sagt mir – und es ist sicher nicht mein Verstand – dass seine Erfahrung auch für mich – wer auch immer ich bin - im Bereich des Möglichen liegt.

Was löst der Gedanke an das Nichts bei Dir aus?