Beide Bewohnerinnen des FriedensWinkels sind hochsensitiv. Bei jeder sind die Sensitivitäten unterschiedlich ausgeprägt und verteilt und jede hat unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Wurde "Hochsensibilität" früher noch als Schwäche angesehen, gar als krankhafte Störung, so findet es heute eher Beachtung als Fähigkeit und Gabe die erkannt und geschult werden sollte. Auf dieser Seite teilen wir alles zu dem Thema, was wir für uns selbst als hilfreich erfahren haben. Gerne beraten, begleiten und vernetzen wir uns mit Menschen, die ebenfalls hochsensitiv sind oder den Umgang mit Hochsensitiven lernen möchten.
Wir bevorzugen den Begriff hochsensitiv, da dieser unserem Empfinden nach eher den Fokus auf die erhöhten sensitiven Fähigkeiten legt. Der Begriff hochsensibel taucht jedoch auf unserer Webseite auch immer wieder auf, da er in der Fachliteratur häufig verwendet wird. Die Begriffe sind synonym zu lesen.
In diesem Auszug aus einem Interview mit Cristina Pohribneac, Chefärztin der Parkklinik Heiligenfeld bringt sie sehr gut auf den Punkt, dass Hochsensibilität eine Fähigkeit ist mit der umzugehen erlernt werden muss:
"Frau Pohribneac, wie würden Sie Hochsensibilität beschreiben und warum bezeichnen Sie es in Ihrem Titel als „Geschenk des Lebens“?
Hochsensible Personen nehmen Sachen in ihrer Umwelt wahr, welche andere Menschen nicht wahrnehmen können. Sie reagieren auf kleinste Veränderungen und verarbeiten aufgenommene Informationen tiefer und intensiver. Sie sind in der Lage quer zu denken und sehr schnell kreative und innovative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Sie haben einen starken ästhetischen Sinn und hohe ethische und soziale Werte, eine hervorragende Intuition und eine hohe emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz. Wegen dieser Gabe, die sich in der Kindheit schon manifestiert und meistens falsch interpretiert und missverstanden wird, können die hochsensiblen Menschen öfter ein unbewusstes Muster von „Ich bin anders, ich bin nicht in Ordnung, ich gehöre nicht dazu“ entwickeln.
Hochsensible Personen sind emotional viel stärker berührbar und sie fühlen Gefühle viel intensiver.
Außerdem haben sie haben ein hohes Einfühlungsvermögen (Empathie) und können spüren, was andere Menschen fühlen oder was sie brauchen. Das kann auf der einen Seite ein Geschenk des Lebens sein, auf der anderen Seite kann das die anderen Menschen irritieren oder verwirren. In den glücklichen Fällen können die hochsensiblen Personen ihre Empathie in ihrem Beruf einsetzen. Sie entscheiden sich oft für soziale oder geistige Berufe (Erzieher*in, Lehrer*in, Ärzt*in, Therapeut*in, Pflegende, spirituelle Lehrer*in, etc.).
Die Neurowissenschaft zeigt, dass die Menschen, die empathisch die Schmerzen und Problemen anderer
Menschen für lange Zeit fühlen, ein erhöhtes Risiko haben Burn-out Symptome zu entwickeln. Die Reizschwelle liegt tiefer und kann schneller zu Reizüberflutung führen, wenn nicht genug Zeit und innere Bereitschaft für die Verarbeitung und Integration der Informationen zur Verfügung steht. Hochsensible Personen brauchen eine gute Abgrenzung, um zu lernen bei sich zu sein, präsent zu sein und um eine gute Balance zwischen der Zeit und Kraft, die sie nach außen geben und welche sie für sich nach innen investieren, zu finden.
Die hochsensiblen Menschen sind die intuitiven, empathischen, kreativen und hilfsbereiten Menschen unter uns. Sie haben eine hohe emotionale Intelligenz, soziale Kompetenz und wirken meistens im Hintergrund. Die Forschung hat gezeigt, dass die hohe kognitive und fachliche Kompetenz für die höchste Leistung in einem Team nicht ausreichend ist. Erst wenn in einem Team auch die emotionale Intelligenz vertreten ist, kann jeder das Beste geben, was in ihm steckt. Die hochsensiblen Menschen bringen mehr Seele in unsere beschleunigte und digitale Welt, wodurch Erfahrungen von Menschlichkeit, Authentizität, Verbunden sein, Kontakt, Mitgefühl, Flow und Synchronizität entstehen können."
Die Heiligenfeld Klinken haben sich zwar auf die Begleitung von Hochsensbilen spezialisiert und sicherlich gute Ansätze, allerdings scheint die Umsetzung in unserem Gesundheitssystem und Klinikalltag schwierig zu sein. So haben es uns mehrere Personen zurück gemeldet, die zu einer Behandlung in den Heiligenfeld Kliniken waren.
Auch unserer eigenen Erfahrung nach ist eine Klinik im Falle einer Überlastungssituation nicht unbedingt der richtige Ort für einen hochsensitiven Menschen. Für mich (Mareike) war der Aufbau eines Netzwerks aus Ärzten, Therapeuten, Heilpraktikern und anderen Wegbegleitern, sowie das liebevolle gewohnte häusliche Umfeld deutlich unterstützender. In einer Klinik muss man sich einem vorgegebenen Rhythmus anpassen. Für Hochsensitive ist es oft wichtig, erst einmal ihren eigenen Rhythmus zu finden und die eigenen Bedürfnisse besser kennen zu lernen.
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Online-Tests zum Thema Hochsensibilität. Einer auf den wir aufgrund seiner Differenziertheit und werschätzenden Formulierung immer wieder zurückgreifen ist der Test auf der von Georg Parlow mit ins Leben gerufenen Webseite zartbesaitet.net.
Direkt zum Online - Test geht es HIER.
***Der Test bietet natürlich nur eine erste Selbsteinschätzungsmöglichkeit und ersetzt keinen Besuch bei einem fachkundigen Begleitenden.***
Buchempfehlungen zum Thema gibt es HIER.